Sonntag, 2. Juni 2013
Reise nach Kamerun und Besuch von Kathi
Liebe Freunde,
Die letzten Wochen konnte ich leider wenig von mir hören lassen, da Katharina zu Besuch hier war und wir zusammen durch Kamerun und Gabun gereist sind.

Nach 6 Monaten sah ich Katharina zum ersten Mal wieder auf dem Flughafen in Yaoundé und wir konnten vier sehr schöne und abenteuerliche Wochen zusammen verbringen.

In Kamerun wurde uns die überwältigende Gastfreundschaft zuteil, die mich dort jedes Mal aufs Neue überrascht: Unseren gesamten Aufenthalt in Kumbo, Yaounde und Douala konnten wir bei Freunden unterkommen, die uns völlig selbsverständlich bei sich aufnahmen und uns rundherum versorgten. In Kumbo sprachen uns sogar mehrere unbekannte Menschen auf der Straße an, um uns bei sich willkommen zu heißen. Stellt euch im Vergleich mal vor, ein Kameruner in Deutschland würde genau so herzlich empfangen!


Kathi und Victor mit Palmwein

Manchmal war es allerdings auch etwas anstrengend, immer Gast zu sein: Die große Schwester von Joyce z.B., bei der wir in Yaounde wohnten, kochte jeden Tag für uns und erwartete dementsprechend auch, dass wir immer bei ihr aßen. Wenn wir alleine in Yaounde unterwegs waren, machte sie sich große Sorgen.
Neben der Gastfreundschaft waren wir fasziniert vom Grasland von Kamerun mit seinem milden Klima (ich fand es eiskalt), seiner hügeligen Landschaft, die teilweise fast schon an den Schwarzwald erinnert und natürlich seiner lebendigen Kultur und Tradition. Einen Juju bekamen wir zwar nicht zu sehen, aber eine Prozession auf dem Weg zum Häuptlingspalast und viele traditionelle Musikinstrumente und Kleidung.


Das Grasland Kameruns mit seinen grünen Hügeln


Zwei afrikanische Frauen gehen nach der Feldarbeit nach Hause

Wir trafen auch die derzeitigen Freiwilligen des EMS, die dort in der Schule und im Kindergarten arbeiten und Kathi besuchte einige Schulstunden mit ihnen.
Es war ziemlich ernüchternd zu sehen, dass es inzwischen keine Computerkurse mehr im PYC gibt, weil sich seit Jahren keiner mehr um die Wartung der damals gestifteten PCs gekümmert hat. Gelder, die dafür oder für andere Projekte aus Deutschland gespendet wurden, sind wohl meist auf dem Weg versickert und haben so die Korruptionsstrukturen gefestigt, statt den Menschen zugute zu kommen - die Kehrseite der Entwicklungshilfe.


Eine der deutschen Freiwilligen in ihrer Grundschulklasse im PYC

Nach einer schönen Woche in Kumbo mussten wir uns in Kameruns Hauptstadt Yaoundé noch durch die Bürokratie der Gabunischen Botschaft kämpfen. Schließlich hatten wir aber unsere Visa und weiter gings per Buschtaxi Richtung Gabun - d.h. immer weiter rein in die Tiefen des afrikanischen Urwalds.
In Kye-Ossi, einem bizarren Grenzort zwischen Kamerun, Gabun und Äquatorial-Guinea verbrachten wir die Nacht im sog. "Komfort-Hotel" ohne Strom und Wasser. Am nächsten Tag um 6 Uhr früh standen wir auf, um frühzeitig über die Grenze mitten im Urwald zu kommen. Nachdem wir erst von einem Taxifahrer übers Ohr gehauen worden waren und anschließend von den Grenzbeamten wegen eines fehlenden Ausreisestempels abgewiesen wurden, kamen wir nach 3 Stunden schließlich auf die andere Seite. Dort fielen uns gleich die zurückhaltenderen Menschen, die Vielfalt im Supermarkt und die saftigen Preise in Gabun auf - Afrika ist eben nicht gleich Afrika und selbst zwei Nachbarländer wie Gabun und Kamerun unterscheiden sich in vielerlei Hinsicht.


Unser Buschtaxi vor der Beladung. Typisches Gepäck: Maniok und Kochbananen

Mit einem anderen Buschtaxi ging es immer weiter Richtung Süden und spät abends kamen wir erschöpft in Lambaréné an.

Hier hatten wir zwei entspannte Wochen und vor allem Kathi hatte viel Zeit, die Ruhe "zwischen Wasser und Urwald" zu genießen. Während ich an der Tuberkulosestudie arbeitete, besuchte Kathi aus Interesse eine Grundschule nebenan - und wurde dort praktisch augenblicklich zum Deutsch Unterrichten engagiert, da sämtliche andere Lehrer abwesend und die Schüler den ganzen Tag unbeschäftigt (und unbeaufsichtigt) waren.


Blick auf den Ogowe von der Missionsstation aus, in der Albert Schweitzer 1913 in Lambaréné ankam.

Am Wochenende lud uns die Labortechnikerin Ermine zu sich nach Hause zum Essen ein - bzw. zum Kochen, denn Kathi und mussten (durften) praktisch Alles selbst zubereiten.
Gekocht wurde Fisch mit sogenanntem Nyiembooue, eine Soße aus Palmnüssen, die im Mörser zerstampft werden müssen.


Kochlehrerin Ermine zeigt uns, wie man Palmnüsse stampft und Fische ausnimmt



Unser letztes gemeinsames Wochenende verbrachten Kathi und ich in einem Nationalpark nahe Libreville, in dem wir Büffel, Affen und am Horizont sogar einige Elefanten zu Gesicht bekamen.

Nach einer gefühlt viel zu kurzen Zeit reiste Kathi dann am Dienstag über Libreville, Yaounde und Istanbul wieder zurück nach Deutschland.

Ich bin noch bis Anfang Oktober hier und halte euch weiterhin auf dem Laufenden.
Liebe Grüße und bis bald,
Jonathan

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Und, wie hat der Fisch mit Nyiembooue geschmeckt?

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Spannende Erlebnisse
die Grenze zu passieren musste schon aufregend gewesen sein, das "Komfort-Hotel" ohne Strom und Wasser ist allein schon ein Abendteuer. Die TAXIs sind eigentlich vielseitig eingesetze "Bananentransporter" :)
Viel Spass noch im letzten Monat!

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Afrikannerinnen?
Kann es sein, dass ich die Afrikanerin rechts auf dem Bild schon mal in Stuttgart-Obertürkheim gesehen habe? Und hast Du sie gefragt, was sie auf dem Feld gearbeitet hat?
Vielen Dank für die tollen Bilder und den schönen Text und Dir alles Gute
Martin

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