Sonntag, 4. November 2012
Erste Eindrücke
Hallo liebe Freunde und interessierte Leser

Nach einer langen Phase der Unsicherheit hatte ich vor ca. 3 Wochen endlich mein Visum und den Entschluss, meine Doktorarbeit in Lambarene zu machen. Der Abschluss fiel alles Andere als leicht, aber letztendlich saß ich dann letzten Montag doch im Flieger nach Libreville, der Hauptstadt vom zentralafrikanischen Gabun, wo ich nun vorraussichtlich für das nächste Jahr sein werde.

Beim Verlassen des Flugzeugs schlugen mir zusammen mit der erwarteten Hitzewand all die Gerüche entgegen, die ich seit 4 Jahren nicht mehr wahrgenommen habe und die irgendwo tief im Hirn fest mit Afrika verknüft sind. Draußen prasselte der Platzregen, den man in der Regenzeit gerade fast jeden Tag erwarten kann. Immerhin wehte so auch ein halbwegs kühler Wind, was den Klimaschock etwas erträglicher machte.

Ich wurde dann von Nina, die trotz des deutschen Namens Gabunerin ist, abgeholt und in ein Auto nach Lambarene gesteckt. Nach einer ziemlich abenteuerlichen Fahrt inklusive Autopanne kam ich dann um 1 Uhr Nachts in Lambarene an.
Dort wohne ich nun in einem kleinen Häuschen zusammen mit einem holländendischen und einer deutschen Medizinstudentin. Nach dem Aufhängen des Moskitonetzes lief ich am nächsten Morgen erstmal zum Strom Ogoowe runter, um die atemberaubende Tropenlandschaft zu bestaunen.



Die folgenden Tage waren sehr ausgefüllt mit dem Kennenlernen von hundert Leuten und dem Einfinden in die neue Wohnung und Umgebung. Ich weiß nun auch schon mein voraussichtliches Thema für die Doktorarbeit, die nun doch nicht von Malaria handelt, sondern über die Verbreitung von Tuberkulose in Gabun geht. Die Betreuerin ist eine junge Ärztin, die schon 3 Jahre in Lambarene gearbeitet hat und einen sehr netten Eindruck macht.
Es ist tiefste Regenzeit und abends schüttet es eigentlich immer wie aus Eimern. Der Strom fällt daher auch immer wieder aus, man kann aber immer im Forschungsgebäude ins Internet, wo es einen Generator gibt. Wenn der Strom funktioniert, kann ich sogar in meinem Zimmer per Wlan skypen und emails schreiben. Skypen ist erst ab 6 Uhr abends erlaubt, um die wissenschaftliche Arbeit nicht zu beeinträchtigen.



Nachdem hier Allerheiligen als Feiertag gilt und auf einen Donnerstag fiel, erklärte die gabunesische Regierung kurzerhand den Freitag ebenfalls als frei und wir hatten ein sehr langes Wochenende.
Das nutzen vier andere deutsche und holländische Studenten, um mit mir einen Trip nach Libreville zu machen. Dort waren wir fasziniert von dem turbulenten Markt, dem traumhaften Tropenstrand, den (für die Anderen, die schon Monate hier leben, sehnlichst vermissten) Burgerrestaurants und den für afrikanische Verhältnisse astronomischen Preisen.



Heute habe ich in Lambarene eine gebunesische Familie kennengerlent, mit denen ich mit Gitarre und Kochgeschirr als Trommeln Musik gemacht habe. Die Verständigung auf französisch war noch etwas holprig, aber ich bin diesbezüglich ganz zuversichtlich, da die Gabunesen sehr geduldig sind.
Heute nachmittag waren wir noch eine kleine Runde schwimmen im Ogowe, was bei den Temparaturen unglaublich gut tut.

Gerade zieht nun wieder ein kräftiger Wind auf und es wird sicherlich gleich stark regnen. Am schönsten ist der Moment kurz vor dem Regen, wenn es richtig kühl wird und im Himmel die Blitze zucken.

Damit liebe Grüße ins winterliche Deutschland und bis bald!
Euer Jonathan

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